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Was genau ist Factoring?
Trotz voller Auftragsbüchern sind die Firmenkassen oft leer. Kleinen und mittelständischen Unternehmen macht dabei nicht nur die Zahlungsmoral ihrer Auftraggeber zu schaffen. Oft erwarten die Kunden auch Zahlungsziele, die kleine Unternehmer bei ihren Lieferanten nicht durchsetzen können. Um liquide zu bleiben, haben mittlerweile auch KMU das Factoring entdeckt.
Was bedeutet Factoring?
Der Anglizismus geht auf den lateinischen Term „factura“, also Rechnung, zurück und bezeichnet eine Finanzierungsform, bei der der Gläubiger eine bereits entstandene, aber noch nicht fällige Forderung an einen Dritten verkauft, der diese unverzüglich begleicht. Dabei werden in aller Regel Forderungen aus Lieferungen und Leistungen gegen andere Unternehmer an Banken oder spezialisierte Finanzdienstleister abgetreten, die für die Vorfinanzierung eine Gebühr verlangen.
Welche Factoring-Arten gibt es?
Factoring tritt mittlerweile in einer ganzen Reihe von Formen auf, die sich hinsichtlich der Verteilung des Delkredererisikos, der Aufgabenteilung, der Transparenz gegenüber dem Schuldner oder der geografischen Verortung unterscheiden.
Allen Factoring-Arten gemeinsam ist der Umstand, dass in aller Regel nur unbestrittene und noch nicht fällige gewordene Rechnungen, deren Empfänger Geschäftskunden sind, vorfinanziert werden.
Factoring-Verträge sind im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) nicht speziell geregelt. Je nach Ausgestaltung der Vereinbarung greifen deshalb die Vorschriften zum Forderungskauf nach § 433 ff. BGB oder, beim unechten Factoring, das rechtlich als Darlehensgeschäft gilt, die Bestimmungen gem. § 488 ff. BGB.
Echtes und unechtes Factoring
Beim echten Factoring geht die Forderung, die der Factoring-Nehmer verkauft, auf den Factoring-Geber (Factor) über. Der Käufer der Forderung übernimmt in diesen Fällen das Delkredererisiko, trägt also den Verlust, wenn der Schuldner ganz oder teilweise ausfällt.
Beim unechten Factoring besichern die abgetretenen Forderungen dagegen nur einen Kontokorrentkredit. Das Ausfallrisiko bleibt beim Factoring-Nehmer. Zahlt der Schuldner seine Rechnung nicht, muss dieser den eingeräumten Kredit anderweitig tilgen.
Offenes und stilles Factoring
Beim offenen Factoring wissen die Debitoren, dass ihre Forderungen an einen Dritten abgetreten wurden, der diese meist auch direkt bei ihnen geltend macht. In Deutschland ist das der Normallfall. Es gibt aber auch Branchen, in denen ein offener Forderungsübergang als problematisch gilt, etwa bei den Angehörigen der Freien Berufe, insbesondere Rechtsanwälten, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern. Hier wird oft das stille Factoring praktiziert, bei dem sich der Factor im Hintergrund hält oder allenfalls als Vertreter des ursprünglichen Gläubigers nach außen auftritt. Die stille Variante ist wegen des größeren Verwaltungsaufwandes mit höheren Gebühren verbunden.
Full-Factoring und Inhouse-Factoring
Beim Full-Factoring übernimmt der Factor, entweder für alle oder nur für bestimmte Kunden, das gesamte Debitorenmanagement. Er prüft die Bonität, legt die individuellen Zahlungsmodalitäten fest, erstellt und versendet die Rechnungen, überprüft den Zahlungseingang und organisiert das Mahnwesen. Diese Modell ist besonders bei kleinen Unternehmen beliebt, die über kein eigenes Rechnungswesen verfügen. Das Full-Factoring erspart diesen Betrieben den Aufbau einer Debitorenbuchhaltung. Sie müssen sich nicht um die Abrechnung kümmern und können sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.
Das Inhouse-Factoring eignet sich dagegen für Unternehmen, die auf ein eigenes Rechnungswesen ohnehin nicht verzichten können oder wollen. Kennzeichnend für diese Variante ist, dass ein Teil des Debitorenmanagements im Haus verbleibt. Oft werden die Rechnungen grundsätzlich selbst erstellt und überwacht und nur Forderungen verkauft, für die lange Zahlungsziele gelten, die bereits einmal angemahnt wurden oder die eine bestimmte Höhe übersteigen.
Export- und Importfactoring
Vom Export- oder Auslandsfactoring wird gesprochen, wenn ein Unternehmen ganz oder überwiegend Forderungen gegen ausländische Geschäftspartner vorfinanzieren lässt. Die Factoring-Dienstleister arbeiten dann oft mit einem Pendant im Herkunftsland des Schuldners, dem sogenannten Import-Factor, zusammen und teilen mit diesem das Delkredererisiko oder Übertragen zumindest das Mahnwesen auf ihn.
Einzelfactoring
Bein Einzelfactoring lässt ein Unternehmen nur einmalig eine oder wenige Rechnungen vorfinanzieren. Diese Variante wird nicht von allen Factoring-Dienstleistern angeboten und ist in aller Regel sehr teuer.
Was kostet Factoring?
Die meisten Dienstleister bieten zwei Modelle an: Eine „All-Fees-inklusiv-Lösung“, bei der die Kosten in Höhe eines bestimmten Prozentsatzes vom Factoring-Umsatz bestimmt werden, der sich meist zwischen 1,5 und 5 bewegt. Verbreiteter, und in aller Regel auch billiger, sind aber die Varianten, bei denen die Factoring-Gebühren, die Zinsen und die Debitorenprüfkosten einzeln berechnet werden. Die Factoring-Gebühren decken dabei das Delkredererisiko und den gesamten Verwaltungsaufwand inklusive Debitorenmanagement und Mahnwesen ab. Die Höhe dieser Gebühren hängt insbesondere von
- der Factoring-Art
- der eigenen Bonität
- der Bonität der Kunden
- der Forderungsstruktur
- der Anzahl der Rechnungen und dem
- jährlichen Factoring-Umsatz ab.
Die Factoring-Zinsen werden erhoben, da der Factor den überwiegenden Teil der Rechnung sofort begleicht, das Geld von Schuldner aber erst später erhält. Er erbringt hier also eine klassische Finanzierungsleistung, vergleichbar mit einer Bank, die einen Kontokorrentkredit gewährt, nur dass der Factor wegen der Forderungsabtretung besser abgesichert ist, weshalb die Zinsen niedriger ausfallen.
Des Weiteren muss der Factoring-Nehmer die Prüfgebühren für die Bewertung der Bonität seiner Kunden und die Validität der einzelnen Forderungen tragen. Die Prüfgebühren werden oft pauschal pro Rechnung erhoben und schlagen mit etwa 10 Euro zu Buche.
Wann lohnt sich Factoring
Oft entscheiden sich Unternehmer aus rein praktischen Gründen für eine Factoring-Lösung, das das Beitreiben offener Rechnungen als zeitraubend und enervierend empfunden wird. Betriebswirtschaftlich betrachtet lohnt es sich dann, wenn die Einsparungen die Factoring-Gesamtkosten wenigstens kompensieren.
Die Höhe der Einsparungen wird, genau wie die Kosten, durch die Art des Factorings beeinflusst. Grundsätzlich sind aber folgende Posten zu berücksichtigen:
- Aufgrund der sofortigen Liquidität eingesparte Finanzierungskosten
- Boni und Skonti, die deshalb realisiert werden können
- Verminderung der Forderungsausfälle (Verlagerung des Delkredererisikos)
- Reduktion der Organisationskosten
Oft kann eine valide Kosten-Nutzen-Analyse erst nach einer Probephase von etwa einem Jahr erfolgen. Unternehmer sollten deshalb darauf achten, nur Verträge abzuschließen, deren Laufzeit zwölf Monate nicht übersteigt oder die mit einer Frist von nicht mehr als drei Monaten gekündigt werden können.
Wie läuft Factoring ab
Ein Unternehmen, dass seine Liquidität durch Factoring verbessern will, muss sich an einen entsprechenden Dienstleister wenden. Die Kontaktaufnahme erfolgt mittlerweile ganz bequem über die Webseite dieser Unternehmen. Der Factor setzt sich daraufhin mit dem Unternehmen in Verbindung und erläutert ihm im ersten Schritt, kostenlos und unverbindlich, die Details seiner Dienstleistungen und die ungefähren Kosten. Ist der potentielle Factoring-Nehmer dann noch interessiert, muss er eine Reihe von Unterlagen einreichen, die dem Factor insbesondere eine Beurteilung der Bonität, der Forderungsstruktur, des zu erwartenden Factoring-Umsatzes und der Anzahl der Rechnungen pro Jahr erlauben. Anschließend unterbreitet der Factoring-Geber dem Factoring-Nehmer ein konkretes Angebot.
Beim echten offenen Full-Factoring schickt der Factoring-Nehmer, nach Abschluss des Factoring-Vertrags, seine Rechnungen oder seine Rechnungsvorlagen künftig direkt an den Factoring-Geber, der nach erfolgreicher Prüfung innerhalb weniger Tage 80 bis 90 Prozent des Rechnungsbetrags an ihn überweist. Um alles weitere kümmert sich dann der Factor, der auch an den Schuldner herantritt und die Forderung geltend macht. Zahlt der Schuldner, erhält der Factoring-Nehmer den einbehaltenen Teil des Rechnungsbetrags ausgezahlt. Zahlt der Schuldner nicht, muss er diesen Teil der Forderung in aller Regel abschreiben. Er haftet aber nicht für den Teil der Forderung, den er bereits ausbezahlt bekommen hat und muss sich auch sonst um nichts kümmern. Die Beitreibung der offenen Posten übernimmt der Factor, der auch das damit verbundene Delkredererisiko trägt.
Welche Factoring-Anbieter gibt es?
Unternehmen, die ihre Rechnungen verkaufen wollen, sollten auf alle Fälle mehrere Angebote einholen, da sich die Konditionen doch beträchtlich unterscheiden können. Um dir die Orientierung zu erleichtern, stellen wir dir nachfolgend einige etablierte Anbieter vor.
Billie
Die Billie GmbH aus Berlin wirbt mit „Factoring auf Knopfdruck für Freiberufler“. Tatsächlich ist der gesamte Ablauf des Forderungsverkaufs stark digitalisiert, was soweit geht, dass der Kunde bereit sein muss, sein Geschäftskonto mit seinem Billie-Account zu verknüpfen und dem Unternehmen direkten Zugriff (Einblick) darauf zu gewähren. Wem es nichts ausmacht, finanziell völlig gläsern zu werden, kann sich bei Billie frisches Geld in weniger als 24 Stunden verschaffen. Dafür steht sogar eine App fürs Smartphone zur Verfügung. Die Factoring-Kosten belaufen sich auf wenigstens 0,7 Prozent und hängen darüber hinaus von den oben schon genannten Faktoren ab.
Aifynio
Die Elbe-Finanzgruppe heißt jetzt Aifynio, hat ihren Sitz aber immer noch in Dresden. Zu dem Konzern gehört auch ein bis vor kurzem noch als „Rechnung 48“ firmierender Factoring-Dienstleister, der jetzt ebenfalls unter neuem Namen auftritt.
Die Elbe-Gruppe konzentrierte sich ursprünglich auf freiberufliche und gewerbliche Einzelunternehmer. Kleine Onlineshop-Betreiber und Handwerker sind hier auch immer noch gerne gesehene Kunden. Die Finanzdienstleister aus Sachsen bedienen mittlerweile aber auch den Mittelstand. Anders als die Konkurrenz aus Berlin, die ihre Geschäftsprozesse standardisiert hat, setzt Aifynio auf maßgeschneiderte Lösungen, einschließlich stillem Factoring und komplementären Dienstleistungen, etwa dem Leasing von Betriebsmitteln. Echtes Factoring wird auch hier zu Konditionen angeboten, die sich im Skonti-Bereich bewegen.
Finiata
Der Darlehensvermittler aus der Hauptstadt hat sich auf unechtes und stilles Factoring spezialisiert. Freiberufler, Gewerbetreibende und kleine Kapitalgesellschaften erhalten hier, deutlich einfacher als bei ihrer Hausbank, Kontokorrentkredite, die sie mit ihren offenen Forderungen besichern. Die Kunden können einen stehenden Finanzierungsrahmen von 1.000 bis 200.000 Euro beantragen. Die Antragstellung und Prüfung erfolgt online. Das Angebot ist sehr unkompliziert und die Kosten sind niedriger, als beim echten Factoring. Den Kunden muss aber bewusst sein, das sie hier letztlich nur einen Kredit aufnehmen, für den sie in voller Höhe selbst einzustehen haben, sollte der Kunde ausfallen und sich die Forderung als uneinbringlich erweisen. Die Konditionen hängen hier sehr stark von der eigenen Bonität ab, sind aber meist günstiger als bei klassischen Banken.
Prozessus
Der Factor aus Rheinland-Pfalz kauft Forderung von Unternehmen aller Rechtsformen und fast aller Branchen an. Neben echtem Factoring im B2B-Bereich ist dieser Dienstleister aber auch an offenen Posten interessiert, die die meisten Factoring-Anbieter ausschließen. So kauft Prozessus auch strittige Forderungen, Forderungen gegen Privatpersonen und Forderungen, die Privatpersonen gehören, an. Selbst Titel, die als uneinbringlich gelten, können hier noch zu Geld gemacht werden, auch wenn die Abschläge mit bis 90 Prozent enorm sind. Das Unternehmen ist ein jedem Fall ein Dienstleister, der auch vor harten Nüssen nicht zurückschreckt.
Eine vollständige Übersicht über alle lizensierten Factoring-Anbieter findest du auf der Webseite der BaFin.
Fazit: Vor- und Nachteile von Factoring
Für Selbständige und KMU ist Factoring eine vergleichsweise einfache und unbürokratische Methode, ihre Liquidität zu verbessern. Hiervon profitieren insbesondere Unternehmer mit Kunden, die zwar solvent sind, aber keine verlässlichen Schuldner oder auf langen Zahlungszielen beharren. Start-ups mit noch dünner Kapitaldecke verschaffen sich so mehr finanziellen Spielraum. Einzelkämpfer und kleine Unternehmen schätzen es außerdem, dass der Forderungsverkauf ein eigenes Debitorenwesen überflüssig macht und sie ihre knappen Ressourcen auf das Kerngeschäft konzentrieren können.
Diese Finanzdienstleistungen sind aber natürlich nicht umsonst und schlagen mit etwa 0,5 bis 5 Prozent des vorfinanzierten Rechnungswerts zu Buche. Solange sich die Kosten unter 2 Prozent bewegen ist oft eine Gegenfinanzierung durch das ziehen von Skonti möglich, höhere Kosten müssen durch andere wirtschaftliche Vorteile, etwa vermiedene Refinanzierungszinsen, eingespart werden, sonst mindern sie den Gewinn. Beim offenen Factoring kommt auch noch ein anderer Nachteil hinzu. Nicht alle Kunden reagieren begeistert, wenn ihr Geschäftspartner seine Forderungen an einen „Geldhai“ abtritt und als solcher werden Factoring-Dienstleister von manchen Markteilnehmern betrachtet, auch wenn das meist nicht gerechtfertigt ist.